Barsoi ( Russkaya Psowaya Borzaya)

„Ein großer Grauwolf kam über die offene Prärie auf uns losgehumpelt. Sein Kopf war geneigt, sein Schweif waagerecht ausgestreckt, und fünfzig Meter dahinter flog Dander wie ein niedrig streichender Habicht über der Ebene, fast doppelt so schnell wie der Wolf.“

(„Tierhelden“ von Ernest Thompson Seton)

 

Natürlich war der Barsoi nicht einfach schwupps der Steppe entsprungen, doch seine Ursprünge liegen zum größten Teil im Dunkeln. Vermutlich geht er auf Laiki und den Kurland-Windhund zurück, die mit englischen und tatarischen Windhunden gekreuzt wurde. Nach 1917, als die Zucht am Boden lag, kamen noch Chorti, kaukasische Windhunde und wohl auch der Tazy dazu.

Erste bildliche Darstellungen aus dem 11. Jahrhundert findet man in der Sophien Kathedrale in Kiew, aber es ist nicht geklärt, ob es sich bei diesen Hetzhunden schon um den neuen Barsoi gehandelt hat. Erst um 1650 wurde er in seiner Erscheinungsform so beschrieben, wie wir ihn heute kennen.

Der Barsoi wurde für die Jagd auf Hasen, Antilopen, Füchse und Wölfe gezüchtet. Ein Team, Swora (= Meute) genannt, bestand aus zwei Hunden. Eine Koppel bestand aus einer Hündin und zwei Rüden. Während die Hündin den Wolf hetzte, stellten ihn die Rüden und hielten ihn fest, bis der Jäger heran war. Hunde, die einen Wolf eigenständig erlegen konnten, wurden Wolkodav genannt und galten als unbezahlbar.

Die letzten großen Zwinger waren die des Zaren in Gatschina und die des Großfürsten Nikolai Nikolaijewitsch in Perchino. Die Zwingeranlagen waren sehr praktisch und komfortabel, zum Teil sogar luxuriös eingerichtet, aber man verlangte von den Hunden auch Gesundheit und Härte.

Seine Blütezeit hatte der Aristokrat unter den Windhunden zur Zeit der Leibeigenschaft in Rußland. Mit der Abschaffung dieser 1861 erlebte die Rasse ihren ersten Einbruch, der 80-90 % der Zucht betraf. Es fehlten einfach die billigen Arbeitskräfte, um die zum Teil riesigen Zwinger zu unterhalten.

Um 1900 stand der Barsoi (Perchinotyp) als Sinnbild des Windhundes mit langem Wellhaar schlechthin. Groß, wohlproportioniert, langhaarig und ausgeglichen- eine edle Erscheinung von Nase bis Rutenspitze. Der für die Feldjagd eingesetzte Gustopsowaya Barsoi verkörperte diesen Typ. Der für die Jagd in den Weiten der russischen Steppe mit kürzerem, dichteren Fell, wurde Tschistopsowaya genannt.

Mit der Oktoberrevolution 1917 wurden die Hunde fast ausgerottet, weil man sie zusammen mit ihren verhaßten Adelsherren einfach hinrichtete. Zum Glück hatten sich im Ausland bereits viele Liebhaber gefunden, die dazu beitrugen, diese Rasse zu erhalten. Den Hauptbeitrag leisteten hierbei England, Deutschland, Belgien, die Niederlande und die USA.

Barsois bestechen durch ihr langes, feines Wellhaar, die Ausgeglichenheit ihrer Proportionen, durch die Eleganz und die Harmonie ihrer Konturen und Bewegungen, was ihrer Gesamterscheinung eine Einmaligkeit unter den Hunderassen verleiht. Rüden beeindrucken durch ihre Größe von über 80 cm Schulterhöhe. Hündinnen sind deutlich kleiner. Das reiche, seidige Haarkleid und die Schönheit und Vielfalt der Farben tun ihr Übriges. Erlaubte Farben sind: verschiedenen Schattierungen von rein weiß, mit roten, grauen, schwarzen oder gewolkten Platten bis zu einfarbig gemantelt. Aber der Barsoi ist eine Schecke. Die Scheckung, die bei jedem Hund weiß ist, verläuft zentripetal und beginnt an Pfoten und Rutenspitze.

Der Kopf erscheint sehr schmal und lang, ohne Stop (Stirnabsatz) und sitzt auf einem langen, kräftigen Hals. Die Ohren sind klein, fein und werden in Ruhe nach hinten auf den Hals gelegt getragen. Bei Erregung können sie aber auch wie Pferdeohren aufgestellt werden.  Dem Körper sieht man die „Windschnittigkeit“ an, er ist im Verhältnis zur Größe des Hundes schmal, der Rücken bogenförmig, mit sehr tiefer Brust und aufgezogenem Bauch.  Die Gliedmaßen sind lang, gut gewinkelt und mit flacher Bemuskelung. Im Ganzen also eine leptosome Erscheinung.
Barsois sind keine reinen Zwingerhunde, sie brauchen Familienanschluß. Vom Wesen her sind sie im Haus ruhig und unauffällig, während sie dagegen im Feld eine gehörige Portion Jagdtrieb entwickeln können. Barsois sind weder Sprinter noch Langstreckler, sie halten die goldene Mitte. Wer die Möglichkeit hat, sollte mit seinem Hund zum Coursing gehen. Hier wird man sicher vom Deutschen Windhundzucht- und Rennverband (www.dwzrv.com) gut beraten. Mit Geduld und Einfühlungsvermögen läßt er sich gut erziehen, aber wer einen Hund sucht, mit dem er Unterordnung exerzieren will, ist mit einem Barsoi falsch beraten. Er ist auch kein Hund zum weitergeben. Die Entscheidung für diese Rasse sollte schon ein Hundeleben andauern.

FCI-Standard N° 193  / 13. 03. 2007 / D


ÜBERSETZUNG: Uwe Fischer überarbeitet durch Prof. R. Triquet.

URSPRUNG : Rußland.

DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN ORIGINAL STANDARDS:   25. 10. 2006

VERWENDUNG: Jagdwindhund Renn- und Coursing Hund.

KLASSIFIKATION F.C.I. :           Gruppe  10        Windhunde

            Sektion       1     Langhaarige oder         befederte Windhunde. 

                                             Ohne Arbeitsprüfung

ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD:  Großer, aristokratisch aussehender Hund mit trockenem und gleichzeitig robustem Körperbau; leicht länglich gebaut; Hündinnen meist etwas länger als Rüden. Starker, aber nicht massiger Knochenbau. Die Knochen sind ziemlich flach. Trockene, gut entwickelte Muskulatur, besonders auf den Oberschenkeln, jedoch nicht hervortretend. Die Harmonie der Formen und der Bewegung sind von überragender Bedeutung.

WICHTIGE PROPORTIONEN :

VERHALTEN / CHARAKTER (WESEN)

Im Alltagsleben zeigt der Barsoi ein ruhiges und ausgeglichenes Wesen. Angesichts von Wild erregt er sich rasch. Er hat einen scharfen Blick und kann sehr weit sehen. Seine Reaktionen sind ungestüm.

KOPF: 

Trocken, lang, von oben und von der Seite betrachtet schmal, aristokratisch; in der Seitenansicht bilden die Begrenzungslinien von Kopf und Fang eine lange, leicht konvexe Linie; die Begrenzungslinie der Scheitelregion (Scheitelbeinleiste) verläuft gerade oder leicht schräg zum gut ausgeprägten Hinterhaupthöcker hin. Der Kopf ist so elegant und trocken, daß die großen Adern durch die Haut hindurchscheinen.

OBERKOPF:

Schädel: schmal; in der Aufsicht länglich oval, in der Seitenansicht nahezu flach.

Stop: Nur wenig ausgeprägt.

GESICHTSSCHÄDEL :

Nasenschwamm: groß, beweglich, im Verhältnis zum Unterkiefer deutlich hervortretend.

Nasenrücken: Lang, auf ganzer Länge gut ausgeformt mit leichter Wölbung in der Nähe des Nasenschwamms.

Fang: Ist vom Nasenschwammende bis zum Stop etwas länger als der Schädel vom Hinterhauptbeinhöcker bis zum Stop oder beide Längen entsprechen einander.

Lippen : Dünn, trocken, eng am Kiefer anliegend; die Umrandung der Augen, die Lippen und der Nasenschwamm sind ungeachtet der Haarfarbe schwarz.

Kiefer / Zähne: Kräftiger Unterkiefer, Zähne weiß und kräftig; Scheren- oder Zangengebiß.

Augen: Groß, weder tief liegend noch hervorstehend, ausdrucksvoll, mandelförmig, schräg eingesetzt; dunkles haselnußbraun oder dunkelbraun; keine Schlitzaugen

Ohren: Klein, dünn, beweglich; über der Augenlinie und nach hinten angesetzt. Sofern nichts seine Aufmerksamkeit erregt hat, schmiegen sie sich  dem Hals gut an und zeigen in Richtung auf den Nacken. Hierbei liegen die Ohrspitzen dicht beieinander. Wird er auf etwas aufmerksam,  werden die Ohren höher und seitlich oder nach vorne getragen; manchmal sind ein Ohr oder beide Ohren als „Pferdeohr“ aufgerichtet.

HALS:  Lang, trocken; seitlich abgeflacht; muskulös; leicht gebogen; niemals hoch getragen.

KÖRPER:

Widerrist: Nicht betont.

Rücken:  Breit, muskulös,  elastisch; der Rücken bildet zusammen mit der Lende und der Kruppe einen Bogen, der bei Rüden stärker ausgeprägt ist. Der höchste Punkt dieses  Bogens liegt über der Mitte der Lendenpartie bzw. im Bereich des ersten oder  zweiten Lendenwirbels.

Lendenpartie: lang, hervortretend, muskulös, mäßig breit.

Kruppe:  Lang, breit, leicht schräg; die Breite der Kruppe darf zwischen

den Hüfthöckern nicht weniger als  8 cm betragen.

Brust:   Im   Querschnitt   oval; nicht   schmal,  jedoch  auch  nicht breiter als  die  Kruppe;   tief,  recht  lang, geräumig; fast bis auf Ellenbogenhöhe herabreichend;  die  Schulterblattregion ist  flacher, dann weitet sich der Brustkorb allmählich zu den falschen Rippen hin, welche kurz sind; in der  Seitenansicht ändert sich dadurch die Neigung; die Rippen  sind  lang und  treten   leicht    hervor.   Im    Verhältnis  zum Schulter- /Oberarmgelenk ragt die Vorbrust leicht hervor.

Bauch: Gut aufgezogen; die Unterlinie  steigt zum Bauch hin abrupt an.

RUTE: Sichel- oder Säbelrute; tief angesetzt; dünn, lang; zwischen den  Hinterläufen   hindurchgeführt muß   sie bis zum Hüfthöcker reichen.  Sie   ist   reichlich   befedert.  Im freien Stand hängend; in der   Bewegung   höher getragen, aber nicht über die Höhe der Rückenlinie.

GLIEDMASSEN

VORDERHAND:  Vorderläufe trocken, muskulös; in der Vorderansicht völlig gerade und parallel. Die Höhe der Vordergliedmaßen vom Ellenbogen zum Boden entspricht der halben Widerristhöhe oder ist ein wenig größer.

Schulter: Die Schulterblätter sind lang und schräg.

Oberarm: Mäßig schräg, seine Länge übertrifft kaum die der Schulterblätter. Das Schultergelenk ist gut betont.

Ellenbogen: Sie liegen parallel zur Medianebene des Körpers.

Unterarm: trocken, lang; im Querschnitt oval; in der Vorderansicht schmal, in der Seitenansicht breit.

Vordermittelfuß: im Verhältnis zum Boden leicht schräg.

HINTERHAND: Von hinten betrachtet sind die Hinterläufe gerade, parallel und etwas weiter gestellt als die Vordergliedmaßen; im freien Stand muß eine vom Sitzbeinhöcker fallende Vertikale vor der Mitte von Sprunggelenk und Hintermittelfuß verlaufen.

Oberschenkel: Gut bemuskelt, lang und schräg gestellt.

Unterschenkel: lang, muskulös, schräg gestellt. Kniegelenk und Sprunggelenk müssen gut entwickelt, breit und trocken sein. Die Winkel müssen deutlich erkennbar sein.

Hintermittelfuß: Nicht lang, nahezu senkrecht gestellt.

Alle Winkelungen sind gut betont.

PFOTEN: Trocken, schmal, länglich-oval, sog. „Hasenpfoten“; gewölbt; Zehen gut aneinander liegend; lange, kräftige, bis zum Boden reichende Krallen.

GANGWERK : Außerhalb der Jagd ist die typische Gangart des Barsois der verlängerte Trab, fließend, sehr weich und schwebend; bei der Jagd ist es ein äußerst schneller Galopp mit weiten Sprüngen.

HAUT: geschmeidig, elastisch.

HAARKLEID

HAAR: Seidig, weich und geschmeidig; gewellt oder kurze Locken bildend, nicht aber kleine Löckchen oder Kraushaar.

Auf Kopf, Ohren und Gliedmaßen ist das Haar satiniert (seidig, aber schwerer), kurz, gut am Körper anliegend.

Auf dem Körper ist das Haar recht lang und gewellt; in der Schulterblattregion und auf der Kruppe bildet es feinere Locken. Auf Rippen und  Schenkel ist das Haar kürzer. Das Haar, das die Federn, die „Hosen“ und die Fahne der Rute bildet, ist länger. Das Haar am Hals ist reichlich und dicht.

FARBE: Kombination aller Farben, jedoch niemals mit blau, braun (schokoladenfarben) sowie jede Abstufung dieser Farben. Alle Farben dürfen einfarbig oder gescheckt vorkommen; Federn, „Hosen“ und die Fahne der Rute sind deutlich heller als die Grundfarbe.

Eine schwarze Maske ist typisch bei den schwarz- gewolkten Farben.

GRÖSSE UND GEWICHT :

Widerristhöhe: wünschenswert für Rüden:       75 cm -85 cm,

                                                 für Hündinnen:  68 cm -78 cm.

Bei Rüden entspricht die Widerristhöhe derjenigen des höchsten Punktes der Kruppe über dem Boden, oder ist geringfügig höher. Bei Hündinnen sind die beiden Höhen gleich. Exemplare, welche die maximale Größe überschreiten, sind unter der Voraussetzung zugelassen, daß das typische Erscheinungsbild gewahrt bleibt.

FEHLER:  Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muß als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte, insbesondere:

Gebiß/Zähne :

·        Kleine, abnormale abgenutzte Zähne. Fehlen eines PM 2,

·         PM 1 und M 3 werden nicht berücksichtigt.

Farbe:

·        Tüpfelung am Körper in gleichem Ton  wie die der Grundfarbe.

SCHWERE FEHLER :

Allgemeines Erscheinungsbild :

·        Gedrungenes Aussehen, kurzer Rumpf.

·        Schwere runde Knochen

Kopf / Fang  :

Gebiß/Zähne:

·        Fehlen eines PM 3, eines PM 4 im Unterkiefer, eines M 1 im Oberkiefer oder eines M 2.

Augen:

Ohren : 

Hals :  

Körper :

·        Rücken: eingefallen; gerader Rücken bei Rüden.

·        Bauch: weich, nicht korrekt aufgezogen.

·        abfallende Kruppe

Rute: 

·        Dick; in der Aktion nach unten fallende Rute.

Vorderhand.

Hinterhand.

Pfoten:  

Tendenz zu

Flachen Pfoten, wie auch gespreizten Zehen.  

Farbe:

Tüpfelung am Körper in einem anderen Ton wie den der Grundfarbe

AUSSCHLIESSENDE FEHLER.

Verhalten / Charakter (Wesen) :

·        Aggressivität oder übertrieben scheu

Zähne:

·        Vorbiß,   Rückbiß.  Asymmetrischer Gebißschluß (Kreuzbiß)

·        Fehlen eines Schneide- oder eines Fangzahns, Fehlen  eines Reißzahnes (PM 4 des Oberkiefers oder M 1 des Unterkiefers. Fehlen von mehr als 4 Zähnen gleich welcher Art.

·        Fehlstellung eines oder beider Fangzähne des Unterkiefers, so daß bei geschlossenem Fang Gaumen und/oder Zahnfleisch des Oberkiefers verletzt werden können.

Augen : 

Rute : 

Hinterhand

Haarfarbe :

·        Braun (Schokoladenbraun), Blau.

Hunde, die deutlich physische Abnormitäten  oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.

N.B.:  Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.